Im Juni 2024 feiert das Fuhrunternehmen Gustav Schöne am Richardplatz 18 sein 130jähriges Firmenjubiläum. Der Familienbetrieb hat heute rund zehn Mitarbeiter*innen und ist in erster Linie im Bestattungsfuhrwesen tätig. In Zusammenarbeit mit Beerdigungsinstituten transportiert es Verstorbene, richtet aber auch Trauerfeiern aus – in den eigenen alten Stallungen, die zu modernen Aussegnungshallen umgebaut sind. Betritt man den Hof, hört man rechterhand das dezente Summen der Kühlanlage.
„Ursprünglich hat der Urururopa, der aus dem Spreewald gestartet ist, mit zwei Pferden und einer Kutsche angefangen und Ärzte hin- und hergefahren. Zu den wohlhabenden Patienten“, erzählt Hauke Rosenthal. „Ich bin die fünfte Generation.“ Er hat zwei ältere Brüder, Benjamin und Henrik. Die drei führen mit ihrer Mutter den Betrieb. “ Wir haben alle was anderes gelernt und sind dann doch wieder hier gelandet“, sagt Hauke gut gelaunt.
In seiner Blütezeit, und lange bevor man 1927 endlich das erste Automobil kaufte, war „Kutschen-Schöne“ mit rund 80 Wägen und 100 Pferden ständig in ganz Berlin im Einsatz. „Da hat man mit den Kutschen alles gemacht, was man heutzutage mit den Autos macht“, erzählt Hauke Rosenthal, „Müllabfuhr, Schuttabtransport, Taxi, Hochzeiten. Bei uns vorne auf dem Schild steht ‚Braut-, Beerdigungs- und Arbeitsfuhrwesen‘. Das sind wir bis heute.“
In der Garage steht alles eng an eng: Schicke moderne Autos, alte Hochzeitskutschen, sogar eine Postkutsche mit Gepäck auf dem Dach und einem vornehmen Kutschermantel, bereit zum Anziehen. Die Familie Schöne arbeitete früher auch für Post und Polizei, und heute vermietet sie ihre Schätze manchmal als Filmrequisiten. Auch ein gewaltiger, neobarocker Leichenwagen von 1865 ist in eine Ecke gedrängt. An den Wänden hängen Unmengen alte Pferdgeschirre, dazwischen eine Standarte der Vereinigten Fuhrunternehmer e.V. Neukölln von 1911. „Früher war Karneval hier noch populärer als heutzutage“, berichtet Hauke Rosenthal, „und der Urururopa hat den Festumzug angeführt mit dieser Fahne und ist auf einem Pferd geritten.“
Auf die Frage, was das Geheimnis ist, um einen Betrieb 130 Jahre lang am Laufen zu halten, antwortet er knapp: „Familienzusammenhalt. Motivation. Gute Arbeit.“ Es klingt nicht so, als fände er das auch nur im Geringsten geheimnisvoll.
Herzlichen Glückwunsch!
CW Mai 24