Historischer Kiez – Statue Friedrich Wilhelm I.

Im Zentrum des Böhmischen Dorfes in Berlin Rixdorf, können Geschichtsinteressierte eine Statue von Friedrich Wilhelm I. betrachten. Stolz steht der ehemalige König Preußens auf einem mehrfach abgetreppten Granitsockel. Einladend streckt er die linke Hand aus und führt in der anderen majestätisch einen Stock. Der Dreispitzhut auf seinem Kopf, der Soldatenrock und der unter dem Mantel verschwindende Degen sind ein Hinweis auf seinen Spitznamen: „der Soldatenkönig“.

Die Statue Friedrich Wilhelms I. zeigt den im August 1688 in Berlin geborenen König, der von 1713 bis zu seinem Tod im Mai 1740 Preußen regierte. Er erbte als Erster den Titel des Königs von Preußen, nachdem sein Vater sich 1701 selbst krönte. Der selbsternannte König vermachte seinem Sohn nicht nur den erworbenen Titel, sondern auch ein hoch verschuldetes Königreich. Doch der junge König befreite das Land von seinen Schulden, indem es den Hofstaat verkleinerte und das Steuersystem so abänderte, dass auch der Adel Abgaben zahlen musste. 

Die kluge Wirtschaftspolitik des Königs befreite das Land zwar von seinen Schulden, jedoch nicht ohne einzubüßen. Die Kunst und auch Wissenschaft litten strak unter den finanziellen Kürzungen, zugunsten des Militärs wurden diese Sektoren nur noch wenig vom Staat gefördert. Friedrich Wilhelm I. verdankt seinen Beinamen „Soldatenkönig“ unter anderem diesen veranlassten Reformen in Armee und Staat. Die Armee wurde zum Rückgrat von Preußen. Trotz dieses Beinamens führte der Soldatenkönig nur einen Feldzug: den nordischen Krieg gegen den schwedischen König XII.

Die deutsche Kolonialgeschichte wird oft erst ab den 1880er Jahren betrachtet, was viele nicht wissen: Auch schon der Vater des Soldatenkönigs gründete eine preußisch-brandenburgische Kolonie im heutigen Ghana. Der seefahrtliebende Kurfürst investierte in den Dreieckshandel zwischen dem europäischen, amerikanischen und afrikanischen Kontinent, indem Menschen brutal ihrem Zuhause entrissen wurden, um als Sklaven ohne Rechte und in größter Unterdrückung zu leben. Der Schätzungen zufolge wurden in den Jahren 1680 bis 1717 zwischen 15.000 und 24.000 Menschen zwischen den Kontinenten zwangsverschifft. König Friedrich Wilhelm I. führte bis 1717 den Kolonialhandel weiter, bis er schließlich 1717 bis 1720 die preußisch-brandenburgischen Kolonien an die Niederländisch-Westindische Compagnie verkaufte. Sein Interesse galt weniger den Kolonien außerhalb und mehr der eigenen Binnenkolonisation des neu entstandenen Königreiches.

Der Soldatenkönig prägte also die brandenburgische Geschichte und besonders Rixdorf. Ein Böhmischer Prediger wandte sich damals an den amtierenden König Friedrich Wilhelm I., er bat ihn um Unterstützung und Bleiberecht. Die Böhmische Glaubensgemeinschaft wurde damals verfolgt und in vielen Orten nicht wohlwollend aufgenommen. Der damalige König Preußens hatte bereits andere verfolgte Glaubensgruppen Zuflucht gewährt. Den Zusammenhang zwischen den Böhmischen Zuwanderer*innen und Rixdorf zeigt sich in den beiden Seiten des Sockels. Rechteckige Reliefs aus Bronze bilden eine Darstellung des damaligen Rixdorfs ab, darunter steht: „BÖHMISCH RIXDORF 1755“. Auf der rechten Seite des Sockels ist ein Relief zu sehen, welches sechs Menschen zeigt, darunter die eingravierten Worte: „BÖHMISCHE EINWANDERER“.

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